Sie steht jetzt in unserer Andreaskirche neben der Kanzel und kam pünktlich zu Ostern bei uns an. Es ist also eine echte "Osterglocke" geworden. Das ist ein sehr schöner Namen, denn auf dem Friedhof soll ihr Geläut in unseren trauernden Herzen den Osterglauben an den auferstandenen Christus wecken, der für uns alle den Tod besiegt hat.
Die äußerst kunstvoll gegossene Glocke hat eine bewegte Geschichte: Die Inschrift, in lateinischer Sprache, erzählt davon, daß sie aus einer nicht mehr reparierbaren Glocke, die einen Riß hatte und aus dem Jahre 1551 stammte, umgegossen wurde. Das vollbrachte der Glockengießer Michael Wittwerck in Danzig im Jahr 1730.
Den Auftrag zum Neuguß erteilte der Stifter der Glocke, Johann Von Diesseldorff, der damals Senatspräses in Danzig war. So berichtet die Inschrift. Die Glocke hat dann in der alten Ordenskirche von Praust bei Danzig, geläutet. Im Dritten Reich wurde sie, wie viele andere Glocken, konfisziert, wurde aber nicht zur Kanone umgeschmolzen, sondern blieb erhalten. Der Weg in die alte Heimat war versperrt. So lagerte diese Prachtglocke über vierzig Jahre in der Lübecker Petrikirche. Nun soll sie auf dem Ostfriedhof in Kiel neu zum Klingen kommen.
In seinem Gemeindebrief schreibt Pastor Hesse: Schön wäre es auch, wenn diese Glocke sich ins Herz der Menschen aus Danzig, Praust und dem ehemaligen deutschen Osten läuten würde, denn sie ist ja ein Gruß aus der alten Heimat.
Höhe: 1040 mm, Durchmesser: 847 mm, Gewicht: 700 kg, Bronze
Oberer Rand (zwischen den Verzierungen) CAMPANAM HANC QUAE MDLI PRIMUM ERAT |
Oberer Rand (zwischen den Verzeirungen) SOLI DEO GLORIA (zum Lobe des Herrn) HR: HEINRICH RENNER RATSVERWANDTER UND R T. KONIGL. BURGGRAFF HR: GOTTFRIED BENTZMANN BURGERMEISTER UND R T. PRAESIDENT HR: ALBRECHT ROSENBERG RATHSVERWANDTER UND REGIERENDE HERREN ÜBER DIE NEHRING SCHARPAU' 1732 HR: CHRISTOPH SCHMID PREDIGER IN KORBELGRUB GREGER LUCHT MARTEN HOFFMANN HANS HEINRICH KLOMHAUSEN HANS CLAUSSEN KIRCHENVORSTEHER 1732 GEGOSSEN IN DANZIG 1732 MIT GOTTES HULF |
BENEDICTUM SIT NOMEN DOMINI / Gelobt sei der Name des Herrn
Diese Glocke, die 1551 zum ersten Mal gegossen war und jetzt von einem wahrhaft unreparierbaren Riß befallen ist, ließ der hochherzige und adlige Herr Johann Gottfried von Diesseldorff, Präkonsul (Bürgermeister) z. Zt. Senatspräsens (Regierender Bürgermeister) und Verwalter der Danziger Höhe, mit umsichtiger Sorgfalt umgießen. im Jahr des Heils 1730 durch Michael Wittwerck." - Soweit aus dem Text der Glocke zu entnemhmen. Ab 1993 wird sie auf dem Friedhof der Kirchengemeinden Kiel-Wellingdorf, Ellerbeck und Klausdorf/Schwentine einen Platz finden.